Der "Wasserbau" wurde am 26. April 2006 als bisher größte Investition im Gelände der „Alten Baumwolle“ feierlich eingeweiht.
Nach einer nur einjährigen Bauzeit wurde aus diesem ehemaligen Fabrikgebäude ein kulturelles Zentrum für die Stadt Flöha. Der Wasserbau beherbergt den Stadtsaal, die neue Stadtbibliothek, verschiedene Vereinsunterkünfte und die Kreditabteilung der Kreissparkasse Freiberg.
Der Stadtsaal im "Wasserbau" ist der größte Veranstaltungsraum in der Stadt Flöha. Als repräsentativster Raum in der Stadt finden hier die regelmäßigen Sitzungen des Stadtrates statt. Auf einer Fläche von ca. 360 m² können bis zu 370 Personen zu Konferenzen oder Vorträgen Platz finden. 170 Plätze bietet der Saal für gesellige Anlässe. Der Saal ist durch eine Trennwand teilbar. Der Zugang ist über das Treppenhaus oder über einen behindertengerechten Fahrstuhl möglich. Im Foyer befindet sich das Lesecafé mit Getränkeautomat sowie die Sanitäreinrichtungen.
Für Nutzer des Saales steht folgende Ausstattung zur Verfügung:
Die Vermietung des Stadtsaales erfolgt auf Grundlage der entsprechenden städtischen Verordnungen.
Der Gemäldezyklus "Das Lied von der Glocke" von Ernst Erwin Oehme
Illustrationen zur gleichnamigen Dichtung von Friedrich Schiller
Einen besonderen Kunstbesitz der Stadt Flöha stellen die acht Gemälde im Stadtsaal der Stadtverwaltung im Wasserbau der Alten Baumwolle dar.
Die acht großformatigen Gemälde wurden in den Jahren von 1872 bis 1877 vom Dresdner Maler Prof. Ernst Erwin Oehme gemalt. Auftraggeber war der Industrielle und kurzzeitige Miteigentümer der Plauer Baumwollspinnerei Clauß, Carl Louis Uhle.
Hintergrund des Auftrages waren Umstände aus dem Leben der Familie Uhle, die sich im Gedicht „Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller widerspiegelten. Während längerer Aufenthalte in der Familie Uhle versuchte E. E. Oehme, diese Gleichnisse künstlerisch umzusetzen. Zu vermuten ist, dass die abgebildeten Personen Porträts von Uhle und seinem familiären Umfeld sind. Oehme nahm sich bei diesem Auftrag die künstlerische Freiheit, einige Details in den Bildern mit einem Augenzwinkern umzusetzen. Im letzten Bild hat sich der Künstler wahrscheinlich selbst verewigt (rechts außen).
Ein interessantes Detail findet man beim näheren Betrachten im fünften Bild. In der Haube der Magd liest man die Aufschrift: „WENN NUR HERR CLAUSS DIE TREPPE MALEN LIESS UND WENN ES NUR VIELE UHLE GAEBE“. Dies ist eine versteckte Huldigung des Mäzens Uhle, verbunden mit der Hoffnung auf einen Folgeauftrag durch den Besitzer der Baumwollspinnerei, Herrn Clauß.
Nach einer bewegenden Geschichte kamen die Bilder 1921 durch Schenkung an die ehemalige Plauer Schule. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Kunstwerke in der Gemäldegalerie in Dresden restauriert und anschließend bis 1991 im Schloss Augustusburg eingelagert. Seither befinden sie sich in der Stadt Flöha.
Die Gemälde haben eine durchschnittliche Größe von 220 x 160 cm und wurden in einer Öl-Wachstechnik gemalt.
1. Gemälde
Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen.
2. Gemälde
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, ...
3. Gemälde
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
4. Gemälde
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das
Haus.
5. Gemälde
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.
6. Gemälde
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.
Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.
Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück –...
7. Gemälde
Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück -
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
8. Gemälde
Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sie die liebende Gemeine.
Mit der Fertigstellung des "Wasserbaus" erhielt auch die Stadtbibliothek Flöha ein neues Domizil. Die Stadtbibliothek verfügt nunmehr über eine Gesamtfläche von ca. 700 m² und verfügt über eine zeitgemäße und moderne Ausstattung. Eine moderne Innenarchitektur sorgt für eine entsprechende Präsentation der über 52000 Medieneinheiten aus den Bereichen Fachliteratur, Belletristik, Kinderliteratur. Regelmäßige Veranstaltungen wie Lesungen, Ferienprogramme und Lesewettbewerbe bereichern den kulturellen Alltag in der Stadt. Ein kleines Lesecafé lädt die Besucher zum Verweilen ein.
Telefon: 03726 791-116
Fax: 03726 791-200
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Adresse: Claußstraße 3, 09557 Flöha